Gesundheits-System oder Krankheitsreparatur-System?

Gesund sein heißt einen vitalen Körper und einen klaren Geist haben sowie Freude am Leben. Die meisten Menschen werden mit allen Voraussetzungen für ein langes Leben in Gesundheit und Aktivität geboren. Ein Gesundheits- System beschäftigt sich folglich mit der Frage, wie dieser Zustand möglichst lange und im optimalen Fall für das gesamte Leben erhalten bleiben kann. 

In Deutschland gehen Menschen üblicherweise zum Arzt, wenn sie sich krank fühlen. Arzt oder Ärztin untersuchen ihre Patienten dann auf Krankheitszeichen, und machen gegebenenfalls eine Diagnostik mit Blutentnahme und weiteren Untersuchungen, in denen sie nach Anzeichen für Krankheiten gucken. Ist alles unauffällig, gilt der Patient als gesund. Nur: Nicht krank heißt nicht zwangsläufig gesund. Ich kenne viele Menschen, die sich ausgelaugt fühlen und vorgealtert sind. Gesund sind die nicht. Aber eben auch nicht krank. 

Die Wissenschaft ist der praktischen Medizin deutlich voraus. Die Forschung beschäftigt sich seit Jahren erfolgreich mit der Beantwortung der Frage, warum wir altern und wie wir möglichst lange gesund bleiben. Aber dieses Wissen kommt in unserem Krankheitsreparatur-System nicht an. Beispiele: Eine der spannendsten Fragen für die Erhaltung oder Wiedererlangung von Gesundheit ist, über welche Mechanismen Sport wirkt und für wen welcher Sport in was für einer Dosierung optimal ist. Oder. In welcher Menge die verschiedenen Mikronährstoffe vorhanden sein müssen, damit die biochemischen Prozesse in unserem System optimal ablaufen können. Beide Aspekte spielen in der praktischen Medizin und auch in Fortbildungen für Ärzte keine Rolle. 

Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Sie sind in kaum einem Land so gut aufgehoben wie in Deutschland, wenn Sie krank sind. Und sie können, gerade wenn sie chronisch krank sind, sicher sein, dass jedes Medikament, das sie bekommen, gut erforscht ist. 

Nur: Eine Gesundheits-Beratung darüber, was Sie tun müssen, um chronische, stille Entzündungen zu reduzieren – sogenannte Silent-Inflammation, die die eigentliche Ursache praktisch aller chronischen Krankheiten und des Alterungsprozesses ist – können Sie nicht erwarten. Ärzte in der westlichen Welt lernen zu erkennen, wann Krankheiten auftreten und wie man die – meist medikamentös – therapiert. 

Konsequenz: Gehen Sie zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, wenn Sie sich krank fühlen. Darüber hinaus sollten Sie sich selber mit dem Thema Gesundheit beschäftigen, das auf den Pfeilern Ernährung (Makro- und Mikronährstoffe), Sport und mentale Ausgeglichenheit steht. Lesen Sie Bücher dazu oder informieren Sie sich auf anderem Weg. Und wenn Sie Dinge finden, für die Sie einen Arzt brauchen, wie zum Beispiel Bestimmung Ihrer Gesundblutwerte (siehe meine letzte Kolumne), dann wenden Sie sich an Ihren Hausarzt und bitten um Unterstützung. Gerade Hausärzte sind oft offen für neue Dinge, selbst wenn die sonst nicht zu ihrer Alltagstätigkeit gehören.