Globale Gesundheit

Die Politik, aber auch wir als Bürgergesellschaft sind in den vergangenen zwei Jahren der jeweils aktuellen Entwicklung in der Corona- Pandemie oft hinterhergelaufen. War abzusehen, dass die Zahlen der Infizierten und schwer Erkrankten steigen würden, wurde wiederholt so lange gewartet, bis nur noch ein Lockdown als Lösung übrig blieb. Und wesentliche Probleme der Pandemie wie zunehmende psychische Erkrankungen werden bis heute nur als Randthema behandelt. Corona wird uns als medizinisches Problem erhalten bleiben. Es spricht aber alles dafür, dass sich das Virus in seiner Aggressivität abschwächt. Die derzeitige Omikron-Variante ist weniger bedrohlich als die vorhergehenden, und die nächsten Mutationen werden wahrscheinlich eher noch harmloser werden und unser Immunsystem wird zunehmend besser mit ihnen klarkommen. Dennoch dreht sich die Diskussion in unserem Land in der Hauptsache darum, ob im März Einschränkungen wirklich schon zurückgenommen werden können, oder ob wir doch lieber vorsichtiger sein sollten. Damit gucken wir in dieser Pandemie einmal mehr nach hinten und nicht nach vorn. 

Die Fragen, die jetzt auf der Tagesordnung stehen sollten, heißen doch viel mehr: Wie sorgen wir dafür, dass Corona auf der ganzen Welt zurückgedrängt wird, und was wollen wir tun, damit eine Pandemie nicht noch einmal alles lahmlegt? Denn eine der wesentlichen Lehren aus den vergangenen zwei Jahren ist, dass die Prävention von Pandemien global erfolgen muss. Und wenn heutzutage so viel von Verantwortung die Rede ist, dann sollten wir uns – durchaus auch aus egoistischen Gründen – überlegen, was wir für die Gesundheit von Menschen in den armen Regionen dieser Erde tun können. Einmal mehr steht dann auch die Frage im Raum, wie wir auf der ganzen Welt mit Tieren umgehen. Die meisten Infektionskrankheiten, die die Gesundheit von uns Menschen bedrohen, sind sogenannte Zoonosen, also Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. Auch Corona ist wahrscheinlich eine Zoonose. Wenn wir aber die natürlichen Lebensräume von Tieren immer mehr bedrohen und einengen, sorgen wir dafür, dass der Kontakt zwischen Tieren und Menschen enger wird und dass Erreger leichter von Tieren auf Menschen übertragen werden können. 

Professor Hendrik Streeck schreibt in seinem Buch „Unser Immunsystem“: „Erst wenn wir begreifen, dass Artenvielfalt und Lebensraum für Tiere, deren Gesundheit und die Gesundheit der Umwelt eng miteinander verknüpft sind, werden wir in der Lage sein, Pandemien zu vermeiden.“ Eine weitere Frage, die sich jeder selbstkritisch stellen sollte, ist: Müssen wir wirklich Tiere essen, zumal wir wissen, dass eine pflanzliche oder zumindest weit überwiegend pflanzliche Ernährung viel gesünder ist? Hendrik Streeck hat völlig recht, wenn er in oben genanntem Buch weiter schreibt: „Universelle Gesundheit ist die Grundlage für Wohlstand, Sicherheit und Frieden.“ Dafür zu sorgen ist die – medizinische – Aufgabe unserer Zeit!