Ängstlich sitzt der 54 Jahre alte Patient vor mir. Vor wenigen Tagen hat sein Bruder einen Herzinfarkt erlitten. Schon sein Vater hatte einen Herzinfarkt. Mein Patient weiß, dass auch sein Risiko erhöht ist. Bei einer Größe von 175cm wiegt er knapp 90 Kilo. Er raucht, wenn es auch nur 5 Zigaretten am Tag sind. Als erstes kontrollieren wir seinen Blutdruck. Trotz eines Medikamentes ist der mit 155/85 (mmHg) zu hoch. An der Stelle gesteht er mir, dass er eigentlich schon seit Monaten hätte zu mir kommen wollen, weil er zu hohe Blutdruckwerte beobachtet. Wir einigen uns, dass wir seine Blutdruck-Therapie sofort anpassen. Dass er gerne Süßes isst und Cola trinkt und zudem mittags, wenn es schnell gehen muss, schon mal in einem Fastfood-Restaurant Pause macht, weiß ich aus früheren Gesprächen. Weiter erzählt mir der Handwerker, dass er bis vor zwanzig Jahren Sportler war. Wir machen einen Plan für ihn und als ich ihm augenzwinkernd erzähle, dass seine frühere sportliche Aktivität doch schon mal eine gute Voraussetzung für eine Kursänderung ist, muss er sogar lächeln. In den nächsten Wochen werden wir als Diagnostik noch  EKG und Belastungs-EKG machen sowie Blut abnehmen. Dabei interessieren mich besonders seine Cholesterin- und Triglyzerid-Werte, also die Blutfette. Dass sein beruflicher Stress mit Termindruck sein Risiko für Herzinfarkt weiter erhöht, weiß er. Wir sind uns schnell einig, dass er daran etwas tun muss. Der Abbau von Stress ist für viele Menschen schwierig umzusetzen. Mein Patient und ich besprechen, dass er seinen Terminkalender ändert und abends früher aufhört. Dann sind es eben ein paar Kunden weniger, sagt er, aber dafür lebe ich länger, und vielleicht habe ich dann ja sogar mehr Freude an meinem Alltag, ergänzt er, und muss erneut lächeln. Dass er wieder mit Sport beginnt, muss ich ihm gar nicht vorschlagen. Das macht er selbst. Er möchte Krafttraining machen und als ich ihm sage, dass Krafttraining für seine Gesundheit mit Ausdauertraining auf Augenhöhe ist, freut er sich. Worüber wir noch reden müssen, sind das Rauchen und seine Ernährung. Raucherentwöhnung ist schwierig. Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt, dass vor allem zwei Dinge funktionieren: Ein Medikament (fragen Sie Ihren Arzt danach) und Hypnose. Und weil Herzinfarkt das Ergebnis von sklerosierten und harten Adern ist, in denen es am Herzmuskel zu Verschlüssen kommt, ist die Ernährung natürlich etwas, womit man sein Risiko erhöhen oder vermindern kann: V.a. Zucker, Omega-6-Fette (z.B. in Sonnenblumenöl) und gehärtete Fette machen unsere Blutgefäße sklerotisch, Omega-3-Fette (ich bevorzuge statt fetten Seefischen oder Fischöl Algenöl), einfach ungesättigte Fette (Olivenöl) und sekundäre Pflanzenstoffe halten unsere Blutgefäße geschmeidig.
In deutlich besserer Stimmung und motiviert verlässt mein Patient meine Praxis. Entscheidend wird sein, ob er die avisierten Änderungen in seinem Leben dauerhaft umsetzt!