Dass unser Stoffwechsel (die ganze Biochemie unseres Körpers) nur dann gut funktioniert, wenn wir mit Mineralstoffen wie Kalium, Magnesium oder Zink und mit Vitaminen wie A, C oder D nicht nur ausreichend, sondern top versorgt sind, hat sich mittlerweile weit rumgesprochen. Dass aber nicht nur Mineralstoffe und Vitamine wichtig sind, damit wir in Stresssituation souverän bleiben, beim Sport persönliche Bestleistungen erzielen und ein Infekt möglichst schnell wieder verschwindet, sondern dass auch Aminosäuren eine zentrale Rolle spielen, ist weit weniger bekannt. Eigentlich erstaunlich: Denn mit zu wenig Aminosäuren stottert unser Motor nur so vor sich hin und ohne Aminosäuren ist Leben schlicht nicht denkbar. Aminosäuren sind die kleinsten Bausteine von Eiweißen. Eiweiß heißt in der Fachsprache Protein. Das  kommt vom griechischen Wort Proteos, was das Wichtigste heißt. Damit ist schon viel gesagt. Es sind eben nicht Kohlenhydrate wie Brot oder Nudeln der wichtigste Bestandteil unserer Nahrung. Kohlenhydrate kann unser Körper sich selber basteln. Bei Eiweißen ist das nicht so einfach. Und das liegt an den Aminosäuren. Etwa 20 Aminosäuren braucht unser Stoffwechsel. Das sind Kameraden wie Methionin, Lysin oder Tyrosin. 9 von diesen 20 müssen wir mit der Nahrung aufnehmen. Die nennt man essenziell. Und in Brot, Brötchen, Marmelade sind die eben nicht drin. Die bekommen Sie nur, wenn Sie Joghurt, Quark, Soja oder Hülsenfrüchte essen. Proteine eben. Sie erinnern sich: Proteos, das Wichtigste! Sie brauchen Aminosäuren, damit Hormone wie Dopamin, Noradrenalin oder Adrenalin, die so wichtig sind, damit Sie unter Stress nicht die Fassung verlieren, sondern ausgeglichen bleiben, richtig funktionieren. Auch das Glückshormon Serotonin (aus dem sich das Schlafhormon Melatonin bildet) ist nur dann für Sie zur Stelle, wenn Sie gut mit einer Aminosäure versorgt sind. Die heißt Tryptophan (auf dem Weg zum Serotonin muss sie noch einen Zwischenschritt durchlaufen). Ein anderer Aminosäuren-Held ist Arginin: Aginin stellt Ihre Blutgefäße weit, senkt so Ihren Blutdruck und sorgt für gute Durchblutung, z.B. Ihres Herzmuskels.
Auch Ihr Immunsystem braucht Aminosäuren. Vielleicht hat Ihre Großmutter Ihnen Hühnerbrühe gegeben, wenn Sie als Kind einen Infekt hatten. Das war ganz schön klug, denn so bekamen Sie eine ordentliche Portion Eiweiße (und damit eben auch Aminosäuren). Aber während es bei Mineralstoffen und Vitaminen etablierte Praxis ist, die Werte im Blut zu bestimmen, um einen eventuellen Mangel zu erkennen, bieten nur wenige Labore ein so genanntes Aminosäurenprofil an. Behelfen können Sie sich mit dem Gesamt-Eiweiß im Blut. Der bekannteste deutsche Nährstoff- bzw. Molekularmediziner Dr. Ulrich Strunz empfiehlt einen Zielwert von 7.5-8 mg/dl oder besser noch darüber*. Ich halte einen Wert 7.0-7.5 g/dl für schon ganz gut, was sich auch mit der Einschätzung anderer Autoren deckt.
*s. z.B. in: Dr. Ulrich Strunz, Die Aminorevolution